DiRT 5 im Test: Mit Vollgas zu neuen Höhenflügen
Alexander Weißgerber, 03.11.2020
Gerade noch scheint wunderschön die Sonne und strahlt durch die Bäume am Streckenrand als es plötzlich finster wird und Regen herunterprasselt. Die Sicht verschlechtert sich spürbar, aufspritzender Dreck und Wasser machen deutlich, dass es vorbei ist mit dem schönen Wetter und zu allem Übel zieht auch noch Nebel auf, der offenbar durch die Hitze als verdampfendes Wasser vom Boden empor steigt.
Kurzer Rückblick
Der Grund für die Neuausrichtung ist in unterschiedlichen Bereichen zu finden. Das beginnt damit, dass Codemasters seit DiRT Rally und seinem Nachfolger die DiRT Reihe klar in zwei Lager aufgeteilt hat. Es gibt einerseits die Arcade Racer und andererseits die Simulationen mit richtig viel Tiefgang, was Fahrphysik und Anspruch angeht. Als zweiter Grund für die Neuausrichtung kommt der Entwickler selbst ins Spiel. Hinter DiRT 5 stecken nämlich ziemlich viele Köpfe des ehemaligen Evolution Studios Teams.
Werfen wir einen kurzen Blick auf die Geschichte des vor einigen Jahren durch Codemasters übernommenen Entwicklers tauchen große Namen wie MotorStorm, DriveClub und einige WRC Titel auf. Insbesondere die MotorStorm Teile haben einen große Fangemeinde und wussten durch Spielspaß und modernes Auftreten zu überzeugen. All das wurde nun in die Welt von DiRT transferiert und sorgt bei DiRT 5 für zahlreiche Erinnerungen an MotorStorm, was keineswegs als schlecht interpretiert werden darf.

Endlich richtig viel Dynamik
Nach diesem kurzen Exkurs in die Geschichte der Entwickler, die hinter DiRT 5 stecken, werfen wir nun einen Blick auf das, was durch diese Symbiose aus Arcade Rennspiele Entwickler und DiRT Rennspiel-Reihe entstanden ist.
Endlich nämlich bietet ein Codemasters Spiel, wie bereits zu Beginn angesprochen, echte Dynamik sowohl beim Wetter als auch den Tageszeiten. Jetzt kann ein Rennen bei herrlichstem Sonnenschein beginnen und urplötzlich ziehen am Himmel Regenwolken auf, es beginnt zu tröpfeln, der Regen wird stärker und das ganze geht hin bis zu starkem Gewitter. Letzteres sorgt insbesondere bei Dunkelheit für tolle Lichteffekte. Gleißende Blitze die am Horizont aufleuchten und zur kurzzeitigen Erhellung der Strecke dienen, sorgen für ein ganz eigenes Flair.

Direktes und nachvollziehbares Arcade-Fahrverhalten
Die Beschaffenheit der Straße, also Schotter, Asphalt, Schlamm, Schnee und damit auch Regenpfützen, wirkt sich spürbar auf das Fahrverhalten aus. Auch wenn also DiRT 5 ein waschechter Arcade Racer ist - die MotorStorm Wurzeln kann DiRT 5 nicht leugnen, wurde viel Wert auf Spaß und gleichzeitig eine Spur Realismus gelegt. Insbesondere durch das dynamische Wetter gewinnt dieser Aspekt an Relevanz, denn das mein Auto langsamer wird, wenn ich durch tiefe Pfützen fahre, und auch sehe, dass die Gegner um entsprechende Wasserlachen einen Bogen machen, sorgt für einen gewissen Anspruch, ohne deswegen in zu starke Simulation abzudriften.

Geblieben sind die rücksichtslosen KI Gegner. Es wird gedrängelt, geschubst und mit anderen unfairen Manövern versucht Plätze zu verteidigen oder zu erkämpfen. Das ist eben typisch Codemasters und einer der wenigen Kritikpunkte, die wirklich aufstoßen. Man muss sich damit einfach arrangieren. Entweder man kennt die Codermasters Spiele mit ihren KI Eigenheiten und ist von Beginn an darauf eingestellt, oder man lernt im Verlauf der Karriere die Besonderheiten einzustufen und akzeptiert es.

Im großen und ganzen fühlt sich DiRT 5 anspruchsvoller als frühere DiRT oder auch GRID Rennspiele an, ist aber mit ein wenig Übung auch für Neueinsteiger zu bewältigen. Da es jedoch so gut wie keine reinen Zeitfahrevents gibt sondern in den allermeisten Rennen gegen andere Fahrer angetreten wird, ist stets für eine sichtbare Motivation gesorgt. Gegen die Uhr zu fahren kann ernüchternd sein, daher sind die Rennen gegen KI Fahrer ein echtes Plus.
Die eigentlich recht umfangreiche Karriere folgt zwar keiner besonderen Story und ist irgendwie zu schnell erledigt, doch die insgesamt 375 verfügbaren Events können jedes für sich immer wieder gestartet werden. In gewissen Abständen der Karriere werden zudem Duell-Rennen, sogenannte Throwdowns, freigeschaltet.

Auf die Ohren und ins Gesicht
Die Grafik von DiRT 5 hat direkt zum Start einen sichtbar anderen Auftritt als in den bisherigen Codemasters Spielen. Der Grund liegt in der Verwendung einer anderen, nicht mehr der altbekannten EGO Engine. Diese sorgt zwar für knappere Streckenführungen, also weniger Möglichkeit aus der vorgegebenen Strecke auszubrechen, dafür aber bietet die Grafik immens viel drumherum.
Tolle Vegetation, verformbare Oberflächen auf der Strecke, herrliche Wassereffekte, Nebel, Tageszeiten und Wettereffekte, detaillierte Fahrzeuge, gute Weitsicht und wirklich tolle Lichteffekte.
Autos, die im Verlauf eines Rennens schmutzig werden, ist inzwischen nichts besonderes mehr. Dennoch ist bei DiRT 5 die Art der Verschmutzung als besonders authentisch hervorzuheben. Immerhin ist die Art des Schmutzes abhängig vom Untergrund. Schlamm verursacht dunklen Dreck, fahre ich hingegen im Steinbruch in Italien, also dort, wo beispielsweise Marmor abgebaut wird, verschmutzt mein Auto mit hellem Staub.
Neben der ansprechenden Optik weiß auch der Sound zu überzeugen. Die Motoren dröhnen, die Umgebungsgeräusche passen und die Musik ist dem Festivalcharakter angemessen. Ein manchmal etwas merkwürdig witziger Kommentator der zusammen mit einem Kumpel einen Podcast betreibt sorgt in den Menüs für Stimmung.
Grundsätzlich sehr gute Performance mit kleinen Tücken
Um DiRT 5 richtig flüssig darzustellen geht Codemasters einen Weg, ähnlich der dynamischen Detailanpassung in den neueren Forza Rennspielen, die auch auf dem PC erhältlich sind.
So ganz rund läuft das ganze offenbar aber noch nicht. Zudem kann keine maximale Framerate eingestellt werden. Das sorgte dafür, dass ich immer bei 70 - 100 FPS bei 1440p fahren kann und die Grafik wirklich detailliert ausfällt. Also insgesamt eine wirklich gute Performance. Schalte ich jedoch auf meinen TV mit 4K ist zwar weiterhin eine wirklich hohe Framerate vorhanden (auch locker 60FPS), doch diese wird durch merkwürdige Ruckler, die keine Frameeinbrüche sind und dennoch den Spielfluss stören, getrübt.
Hinzu kommt, dass die Einstellungen für die Grafik für einen Ottonormalspieler nicht sonderlich verständlich sind. Eine Option zur Einstellung der Auflösung, wie man es von Spielen regulär kennt, sucht man vergeblich. Da wird statt dessen von Endauflösung, Historyauflösung, Bildauflösung und anderen Begriffen um sich geworfen, die nicht für jeden sofort verständlich sein werden. Hier sollte noch nachgebessert werden, sowohl vom Menü selbst als auch der Performance. Nicht jeder Spieler hat Lust dazu, sich vor der Einstellung der Grafikoptionen erst einmal langwierig in irgendwelche technischen Themen einzulesen.





