Need for Speed Most Wanted (2012) im Test: Trotz toller Umgebung kann das neue Most Wanted dem alten nicht das Wasser reichen
Fabian Sasse, 09.12.2012
Bereits im Jahr 2005 erschien Need for Speed Most Wanted - bis heute eines der beliebtesten Need for Speed Spiele. Nach einigen guten und leider auch weniger guten Titeln, beispielsweise Need for Speed: The Run von EA Black Box im letzten Jahr, gibt es seit Ende Oktober Need for Speed Most Wanted als Remake des Originals. Dieses Mal wieder entwickelt von Criterion Games, den Machern des 2010 veröffentlichten Hot Pursuit. Auffälligste Merkmale des neuen Most Wanted sind die bessere Grafik, tolle Umgebung und ein starker Fokus auf den Multiplayer. Klingt gut, doch andere wichtige Spielelemente gingen wohl etwas in die Hose. Ob das neue Most Wanted dem alten dennoch das Wasser reichen kann, lest ihr in unserem Testbericht zur PC Version.Die Erwartungen sind groß! Need for Speed Most Wanted aus dem Jahr 2005 war ein großer Erfolg was die Story, das Handling, die Umgebung und die Verfolgungsjagden angeht. Wer ein einfaches Remake erwartet, wird enttäuscht sein, denn Criterion Games und EA haben so ziemlich alles geändert was man ändern konnte. Eine neue Umgebung, welche gut gelungen ist, ein Handling bei dem ziemlich daneben gegriffen wurde und Polizeiverfolgungsjagden die meist nach kurzer Zeit vorbei sind.
Zum Thema Storyline kann man sagen, dass das Grundgerüst aus dem alten Most Wanted beibehalten wurde, jedoch mit einigen Neuerungen, die einem gehörig den Spaß verderben. Zwischensequenzen mit echten Schauspielern, die damals noch das gewisse Etwas boten, gibt es ebenfalls nicht.
Komplett neu ist der Multiplayer. Diesen kennen wir zwar schon aus Hot Pursuit und The Run. Mit Autlog 2.0 tritt trotzdem eine Neuerung zu den zwei Vorgängern ein. Statt acht sind es nun 12 Spieler, die sich online an ihren Fahrerkünsten messen können - dazu später jedoch mehr.
Da möchte ich leben

Während es außerhalb der Stadt nicht so viele Abkürzungen gibt, kann man in der Stadt eine Menge abseits der Straßen entdecken. Viele Hinterhöfe, meilenweit Bahngleise und massig Verstecke gilt es zu finden. Alles bietet die Möglichkeit, den Cops von Fairhaven City zu entkommen und ist grafisch wirklich toll anzusehen.
Alt bekanntes mit neuem gemischt

Was man Most Wanted auf jeden Fall zusprechen muss ist eine wesentlich längere Spielzeit als das vor einem Jahr veröffentlichte The Run sie bieten konnte. Auch wenn die Geschichte rund um die zehn Most Wanted Fahrer nichts Neues darstellt, kann man jede Menge Spielstunden mit der Absolvierung der Karriere verbringen, bevor man sich danach noch in den Mehrspielermodus stürzt - dazu am Schluss mehr.
Nun allerdings zurück zum Thema. Hat man erstmal genügend Speedpoints durch Rundkurs-Rennen, Polizeiverfolgungsjagden oder Multiplayer-Events angehäuft, kann man gegen den nächsten Most Wanted Fahrer antreten. Bis dahin ist alles gleich - nur die Zwischensequenzen, so peinlich sie damals vielleicht auch waren, fehlen vollständig.
Neu ist jetzt eine Herausforderung die wir meistern müssen, bevor wir das Auto des Most Wanted - Fahrers endgültig bekommen. Die Aufgabe besteht darin, seinen Wagen schrottreif zu fahren.
Im Gegensatz zu dem vorher ausgetragenen Rennen gestaltet sich dieser Teil allerdings um einiges schwieriger. Denn wir haben es auf das Auto abgesehen und die Polizei hat es auf uns abgesehen. Mit den Bullen im Rückspielgel geht es also darum das Auto zu zerstören bevor der Most Wanted - Fahrer uns entkommt. Doch hier sind wir schnell frustriert. Selbst nach mehreren Anläufen will es nicht so recht klappen den Gegner zu Klump zu fahren und den Cops zu entwischen.
Hat man es dennoch irgendwann endlich geschafft, beginnt das ganze Spiel von vorne und wir sammeln Speedpoint für Speedpoint bis wir uns schlussendlich zum Besten der Besten Most Wanted - Fahrer durchgearbeitet haben.
Zu weiteren Events bitte umsteigen
Als Need for Speed Most Wanted angekündigt wurde, freuten sich viele Spieler darauf, dass sie fast jedes Auto in Fairhaven City sofort fahren können. Mit Hilfe der neuen Wechselfunktion kann man in bestimmte Autos während des laufenden Spiels einfach umsteigen. Grundsätzlich klingt dieses Feature nett, doch es wurde recht unspektakulär umgesetzt. Durch einen einfach Tastendruck wird eine kurze Zwischensequenz eingeblendet und wir fahren mit neuem Auto weiter.
Besonders nervig ist jedoch, dass mit diesem Feature auch die Bedingung einher kommt, nur fünf Events pro Auto fahren zu dürfen. Das wirkt sich ausgesprochen negativ auf das Gesamtbild von Need for Speed Most Wanted aus. Man kann also bestimmte Events nur mit einem bestimmten Auto fahren. Das Aussuchen des Gefährts wie in den vorherigen Spielen ist also Geschichte. Möchte man folglich ein bestimmtes Event nochmals spielen, fährt aber inzwischen ein anderes Auto und weiß nicht mehr, mit welchem Gefährt es diese Event gab, ist suchen vorprogrammiert - für ein Rennspiel eigentlich ein absolutes K.O. Kriterium.
Nachdem wir nun nach dem anfänglichen Lob zur Spielwelt nur noch Nachteile aufgeführt haben, gibt es auch noch einen nicht ganz uninteressanten Vorteil für die Wechselfunktion. Sollte man zum Beispiel in eine Polizeiverfolgung verwickelt sein und befindet sich nicht im Sichtfeld der Streifenwagen, kann man in ein irgendwo auf der Karte stationiertes Fahrzeug umsteigen, wenn man an diesem vorbei fährt. Damit ist man sofort Entkommen und der Fahndungslevel sinkt.
Der Verdächtige ist entkommen

Im Jahr 2012 angekommen, bemängelten wir bereits in unserer Vorschau von der gamescom das defensive Verhalten der Polizei von Fairhaven City. Während in Need for Speed: Hot Pursuit noch EMP, Nägelbänder, Helikopter und Straßensperren zum Einsatz kamen, wurde der Polizei jetzt ein Sparpaket aufgezwungen. Während Helikopter und EMP gestrichen wurden, gibt es nur noch Nagelbänder und Straßensperren. Diese beiden Waffen sind allerdings nicht hilfreich genug um dem Raser den Gar aus zu machen. Straßensperren können mit etwas erhöhter Geschwindigkeit leicht durchbrochen werden und Nagelbänder sind schon auf große Distanz leicht zu erkennen.
Als Ergebnis sind die Verfolgungsjagden mit der Polizei von Fairhaven City viel zu häufig überschnell vorbei. Die kürzeste Verfolgungsjagd, die wir hatten, dauerte gerade einmal vierzehn Sekunden. Im Gegensatz zu normalen Verfolgungen sind als Hinterhalt-Events geplante Einsätze der Polizei total anders. Streifenwagen strömen aus allen Ecken und trauen sich auch mal den Wagen des Spielers abzudrängen oder zu berühren. Das ist sonst nicht der Fall.
Selbst das Aufsteigen in ein höheres Fahndungslevel wirkt sich nicht spürbar auf das Verhalten der Polizei aus. Sie bleibt immer noch defensiv und lässt den Spieler in vielen Fällen einfach davonkommen.
Need for Speed Most Wanted (2012) - Hinterhalt "Bloody Nose" Gameplay Video
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Was hat sich Criterion Games beim Fahrverhalten bloß gedacht?
Das wichtigste in einem Rennspiel ist neben den fahrbaren Untersätzen und tollen Strecken selbstverständlich das Fahrverhalten. Betrachtet man das Fahrverhalten über die letzten drei Spiele der Need for Speed - Reihe wird schnell klar, hier hat sich einiges geändert. Während man bei Hot Pursuit 2010 noch Spaß hatte mit den unzähligen Fahrzeugen zu rasen und zu driften, wird man in Most Wanted schnell merken, dass die schönen Zeiten vorbei sind. Das Fahrverhalten im neuesten NfS - Titel lässt sich am Besten mit dem Wort aggressiv beschreiben, denn bereits durch leichtes Lenken kann man sich entweder komplett drehen oder gegen die nächste Wand rauschen.
Dazu kommt, dass die Steuerung nicht zeitnah reagiert, wie man es eigentlich als wünschenswert empfinden würde. Immer wieder gibt es Situationen in denen schnelles Ausweichen gefragt ist, doch durch eine Art Steuerungs-Lag sind solche brenzligen Situationen meist nur noch darin gekennzeichnet, dass man eine Replay-Sequenz mit dem gerade verursachten Crash zu sehen bekommt.
EasyDrive: Wirklich so easy?!
Zu den bereits angeführten Neuerungen kommt jetzt noch das sogenannte EasyDrive - System. Hiermit lassen sich viele Spieleinhalte auswählen ohne das Pausenmenü aufrufen zu müssen. Man kann unter anderem in ein anderes Auto umsteigen, Rennen auswählen und starten, oder aber auch diverse Tuning-Einstellungen für das aktuelle Auto auswählen. Hier noch die Anmerkung, dass Tuning, wie man es aus Most Wanted 2005 kennt, übrigens nicht vorhanden ist.
Zwar mag das Easy Drive Feature auf den ersten Blick ganz nett sein, jedoch ist bei unseren Testrunden aufgefallen, dass es nicht so einfach zu bedienen ist. Fahren und gleichzeitig durch ein weit verzweigtes Menüsystem zu navigieren ist eben doch nicht so easy. Ob also Easydrive seinen Zweck erfüllt geschweige den Sinn ergibt, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Zu zwölft durch die Stadt

Bereits seit Need for Speed - Hot Pursuit kann man zu acht über Autolog Rennen gegeneinander fahren. Mit dem neuesten Need for Speed kann man mit Autolog 2.0 sogar gegen bis zu 12 andere Spieler antreten und die Straßen von Fairhaven City unsicher machen. Wie auch im Einzelspielermodus kann man sich frei in der Stadt bewegen, sich ein entsprechendes Multiplayerevent aussuchen und gegen andere Spieler antreten. Es gibt reine Straßenrennen, Takedown Events oder auch Events bei denen das Erreichen einer bestimmten Höchstgeschwindigkeit beim Durchfahren der über 60 Radarfallen, welche über das komplette Spielgebiet verteilt sind, erforderlich ist.
Ein wirkliches Manko ist, dass die Spieler nur gegeneinander Rennen fahren können, aber sich nicht zum Beispiel gegenseitig in Form von Polizei vs. Raser jagen können. Gerade bei dem starken Fokus auf den Mehrspieler-Modus ist da schade. Die ansprechende Spielwelt bietet genug Möglichkeiten für viele Stunden Online-Spielspaß, die jedoch damit nur sehr begrenzt genutzt werden. Bei Need for Speed: Hot Pursuit von Criterion Games waren Mehrspieler-Partien als Cop und Racer noch möglich - sie waren unter anderem ausschlaggebend für den Erfolg des Spiels.
09.Dec.2012 um 21:25:41 Uhr