Project CARS 3 im Test: Was hat sich Slightly Mad dabei nur gedacht
Alexander Weißgerber, 20.03.2021
Mit Project CARS 3 schlägt der britische Entwickler Slightly Mad Studios eine neue Richtung im Franchise ein und zeigt, dass solche Entscheidungen nicht unbedingt eine positive Wirkung auf eine Marke erzielen. Warum das so ist und was man bei der Betrachtung von pCARS 3 weiter beachten muss werde ich innerhalb der nächsten Zeilen genauer erläutern.Kurzer Rückblick

Das erste Project CARS Rennspiel entstand durch Crowdfunding. Das heißt, hier wurde vor beziehungsweise während der Entwicklung Geld von potentiell interessierten Rennspiele-Fans eingesammelt um damit die Finanzierung sicherzustellen. Gleichzeitig konnten die privaten Kleinanleger zu gewissen Teilen mitentscheiden, in welche Richtung das Rennspiel entwickelt wird. Außerdem gab es nach der finalen Veröffentlichung sogar mehrfach Gewinnausschüttungen, die einen das Thema Crowdfunding aus einem vollkommen neuen Blickwinkel betrachten ließen.
Dieser mittels Crowdfunding entwickelte erste Teil des pCARS Franchise war ein Erfolg, bot jedoch auch noch ein paar Tücken. Diese sollten mit Teil zwei beseitigt werden. Auch hier konnte man für eine gewisse Zeit als Crowdfunding-Investor einsteigen, das gesamte Prozedere war jedoch deutlich weniger offen und communitygetrieben. Ein Erfolg wurde Project CARS 2 dennoch.

Die Rede ist von Test Drive: Ferrari Racing Legends. Ein Rennspiel, dass eine turbulente Entwicklung durchgemacht hat und ebenso durchwachsen im Ergebnis war. Und genau zwischen diesen beiden Spielen, Ferrari Racing Legends und Project CARS 3, sehe ich Übereinstimmungen. Beides sind deutlich auf Arcade ausgelegte Rennspiele die dennoch irgendwie den Drang vermitteln, ein wenig Realismus einbringen zu wollen. Bei keinem der beiden Rennspiele funktioniert das.
Ähnlich war das auch bei den Need for Speed Shift Rennspielen, welche ebenfalls von Slightly Mad Studios entwickelt wurden und auch keine hundertprozentige Ausrichtung erkennen ließen. An die Shift Rennspiele kommt Project CARS 3 nicht ran, auch wenn diese ebenfalls viele Kritikpunkte offenbarten, doch so schlecht wie Test Drive: Ferrari Racing Legends ist es auch nicht.
Soviel zur Geschichte des britischen Entwicklers (ich möchte das komplett katastrophale Fast and Furious Crossroads bewusst "unerwähnt" lassen). Was genau pCARS 3 nun ist, und wie ihr es betrachten solltet, folgt jetzt.
Grafischer Rückschritt mit merkwürdigen Performanceeinbrüchen

Die dynamischen Tageszeiten und Wettereffekte gibt es auch bei Project CARS 3, optisch ist es jedoch ein echter Rückschritt. Zwar sehen die Fahrzeugmodelle gut aus, doch die Streckenumgebung, Vegetation und die gesamte Stimmung wirken eher nüchtern und rückschrittlich. Wie kann es sein, dass ein Spiel das Ende 2020 erschienen ist, so eine altbackene Streckenumgebung und Landschaftsdarstellung mitbringt?

Dazu gesellen sich Grafikfehler die ebenfalls nicht gerade für eine ausgereifte Technik sprechen. So flackern die Autos stellenweise als würde der PC die Position dieser neu berechnen, sich dann aber wieder eines Besseren besinnen und sie auf die vorherigen Stelle zurücksetzen.
Fahrzeugphysik auf Arcade-Racer getrimmt
Die Fahrzeugphysik in Project CARS 3 ist ebenfalls weit entfernt von dem, was in den beiden Vorgängerspielen geboten wurde. Ging es damals noch um Simulation und Realismus liegt jetzt der Schwerpunkt auf purem Gaspedalgedrücke, wildem Vollbremsung machen und Drängeln.

Fahrfehler werden locker verziehen, die Gegner-KI ist ziemlich lau und damit der Anspruch an das fahrerische Können auch begrenzt. Lediglich die Erlangung aller Zusatzaufgaben innerhalb der einzelnen Rennen oder Events sind teilweise anspruchsvoller, so dass hier doch ein wenig Übung notwendig wird, um alles zu erfüllen.
Umfangreiche Karriere mit dümmlichen Gegnern
Genau das ist es, was Project CARS 3 noch rausreißt. Die Karriere ist umfangreich, die Auswahl der Fahrzeuge groß, es gibt viele Rennstrecken die befahren werden können und wenn ich nicht mit der Erwartung an das Spiel gehe, eine waschechte Simulation spielen zu wollen, dann machen die Rennen auch einigermaßen Spaß.

Hinzu kommt, dass es wirklich viele Rennen sind und durch die doch recht umfangreiche Zahl von Strecken eine ganze Weile dauert bis ich wirklich alles freigeschaltet hatte beziehungsweise zum ersten Mal befahren konnte.
Schaden ohne Wirkung

Glücklicherweise ist das Fahrzeugtuning nicht nur Fassade sondern wirkt sich spürbar auf das Fahrverhalten der Boliden aus. Besserer Grip, mehr Anzug, höhere Kurvengeschwindigkeiten und ebenso höhere Top-Speed.

Unspektakulärer Sound und Ton
Auf gleiche Weise muss auch der Sound gesehen werden. Irgendwie ist bei diesem Rennspiel eben alles nur durchwachsene Mittelklasse. So auch der Sound der Autos, der zwar ordentlich aber eben nicht herausragend klingt. Mit der Musik in den Menüs verhält es sich ebenso, ruhig, unaufdringlich und nichts, was irgendwie hängenbleibt.